Unsere Positionen

Wir als Fachschaft sind grundsätzlich ein offenes Gremium, das für alle Leute, die an fachschaftlicher Arbeit interessiert sind, zugänglich ist. Wir sind keine politisch-zentralistische Organisation, die Positionen von oben herab vorgibt, sondern erarbeiten diese im offenen Diskurs in den Sitzungen. Wir haben uns dennoch auf einige allgemeine Positionen geeinigt, für die wir als Fachschaft grundsätzlich stehen.

Gegen Anwesenheitslisten

Wir als Fachschaft stellen uns gegen Anwesenheitslisten in Veranstaltungen, da wir diese als Symptombekämpfung viel grundlegenderer Probleme sehen, und diese im Zweifelsfall zu Problemen für Student*innen führen können, die die Veranstaltungen an sich regelmäßig aufsuchen wollen, aber nicht immer können. Viele Student*innen müssen arbeiten, um sich das Studium zu finanzieren, stehen durch Bafög unter Regelstudienzeitdruck oder müssen von außerhalb pendeln. Gerade für die JBA-Student*innen, die eine Fächerkombination mit einem Fach außerhalb des Fachbereichs studieren, ergeben sich immer wieder Überschneidungen von Veranstaltungen. Dies muss in der Debatte immer bedacht werden. Wir vertreten hierbei allerdings nicht alle Argumente gegen Anwesenheitslisten. Insbesondere das Argument, das Wissen könne auch zu Hause erworben werden, sehen wir als zweischneidiges Schwert. Seminare als Lehrform trainieren nicht nur bloßes Stoffwissen, sondern auch Debattenverhalten, Rhetorik, Schlagfertigkeit, Präsentationsfähigkeit und weitere nützliche Soft Skills. Das Argument, dass man sich das Wissen in einem Bruchteil der Zeit selbst beibringen könne, akzeptieren wir deshalb nur für die inhaltlichen Ebene. Dennoch vermitteln Anwesenheitslisten von Grund auf ein negatives Student*innenbild: die*der faule Student*in, die*den man in die Uni zwingen muss. Der negativen Pädagogik, die dem Konzept Anwesenheitsliste zugrunde liegt, wollen wir einen positiven Ansatz entgegensetzen. Dozent*innen haben im Rahmen der Allgemeinen Prüfungsbestimmungen die Möglichkeit, Notenboni o.ä. zu vergeben. Wir setzen uns deshalb dafür ein, besonders engagierte Student*innen über diese Notenboni explizit zu belohnen, statt die Anwesenheitsliste als drohenden Bannhammer über dem Seminar schweben zu lassen.

Transparente Prüfungsbedingungen

Wir wollen, dass für Student*innen unseres Fachbereichs eine gewisse Planbarkeit im Studium vorherrscht. Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass Bestehenskriterien von Veranstaltungen zu Beginn dieser bekannt gegeben werden, für alle Teilnehmer*innen dauerhaft zentral einsehbar sind und ab Bekanntgabe auch nicht mehr nachträglich abgeändert werden. Wir wollen in diesem Rahmen einen Kompromiss zwischen rechtlicher Sicherheit und dem Raum für neuartige Lehr- und Prüfungskonzepte erreichen.

Offener Zugang zu Lernmaterialien

Wir wollen, dass Texte, Arbeitsblätter und andere Lernmaterialien zentral und online für alle Teilnehmer*innen von Veranstaltungen zugänglich sind, um einen gleichberechtigten Zugang zu Wissen zu ermöglichen. Weiterhin setzen wir uns dafür ein, dass mögliche eingesetzte Lehrbücher entweder in ausreichendem Maße in der ULB vorhanden sind, oder sich in Preiskategorien bewegen, die auch für finanziell schwache Student*innen bezahlbar bleiben. In diesem Rahmen befürworten wir  auch den Einsatz von Open-Access-Materialien.

Für einen diskriminierungsfreien Fachbereich

Wir möchten, dass alle Student*innen unseres Fachbereichs ohne Erfahrungen von Diskriminierung ihrem Studium nachgehen können. Wir stellen uns deshalb fundamental gegen Rassismus, Sexismus und andere Formen der Diskriminierung und setzen uns für einen von Toleranz und Gleichberechtigung geprägten Fachbereich ein.

Gegen Regelstudienzeitzwänge

Regelstudienzeit ist ein unsinniges, ideologisch konstruiertes Konzept, das die*den Student*in als schnelles Material für den Arbeitsmarkt imaginiert. Wir hingegen sehen das Studium nicht nur als bloße fachliche Ausbildung, sondern auch als Lebensphase der Selbstfindung, die von Person zu Person unterschiedlich lange dauern kann und wird. Hinzu kommt, dass die Regelstudienzeit auf Student*innen, die auf Bafög angewiesen sind, einen enormen Druck aufbaut. Statt die Zeit für ein umfangreiches Verstehen des Stoffes, das je nach persönlicher Voraussetzung kürzer oder länger dauern kann, zu gewähren, wird unnötiger Lernstress aufgebaut. Es kommt, da das Land Hessen Universitäten dazu anhält, möglichst viele Student*innen in Regelstudienzeit durch ihr Studium zu bringen, immer wieder zu Exmatrikulationen von Langzeitstudent*innen. Dies ist für uns nicht tragbar. Wir glauben, dass der persönliche Studienverlauf in den Bereich der Eigenverantwortung von Student*innen fällt und wehren uns gegen Versuche, diese für diesen zu sanktionieren.

Für Solidarität am Fachbereich

Wir als Fachschaft wollen mit unserer Arbeit im Gesamten erreichen, dass sich die an unserem Fachbereich übliche solidarische Studienkultur erhält und weiterentwickelt. Wir glauben, dass eine Studienkultur, die von Kooperation und solidarischer Zusammenarbeit statt von Ellenbogen- und Wettbewerbsmentalität geprägt ist, zu einem reibungslosen und angenehmen Studium aller Student*innen beitragen kann.

Für Transparenz am Fachbereich

Leider kommt es immer wieder vor, dass hinsichtlich der Studienbedingungen Gerüchte und Halbwahrheiten am Fachbereich kursieren. Wir wollen durch unsere Arbeit dafür sorgen, dass für möglichst alle Student*innen unseres Fachbereichs Klarheit und Transparenz über Studienbedingungen garantiert sind und durch Aufklärungsarbeit hierzu beitragen.